Angela Clemens


Lehre

Seit September 2017 bin ich als Professorin für intermediales Design an der Hochschule Flensburg beschäftigt. Hier unterrichte ich u.a. Interventiondesign, Brand Design, Gestalten mit Licht, Motion Typography und Kreativitätstechniken. Es macht mir Freude, in unterschiedlichen interdisziplinären studentischen Gruppierungen zu unterrichten. Dabei ist es mir ein Anliegen, die Student*innen auf der Basis einer ganzheitlichen Gestaltungslehre auf komplexe Themenstellungen von morgen vorzubereiten. So habe ich z.B. mit Student*innen im Modul Grundlagen nachhaltiger Gestaltung ein Nachhaltigkeitsprojekt mit der Firma JYSK durchgeführt. Vor meiner Zeit in Flensburg lehrte ich u.a. an der School of Design der Victoria University of Wellington in Neuseeland (2006-13), wo ich als First Year Programme Director auch für die Koordination der Grundlagen-Module verantwortlich war.


Forschung

Ich liebe es, mit neuen Technologien zu experimentieren und dabei zu erforschen, welche künstlerischen Ausdrucksmöglichen unterschiedliche Medien bieten. So konzipierte ich z.B. 2021 eine Drohnenshow an der Hochschule Flensburg und 2022 ein Lichtkunstfest, bei denen jeweils unterschiedliche innovative Technologien Anwendung fanden. Andererseits erachte ich es als wichtig, kreative Lösungen für Probleme unserer Zeit zu finden. Deshalb habe ich zusammen mit einem Kollegen versucht, der Übergewichtigkeit von Kindern mit Hilfe des UbiBall entgegenzuwirken und im Rahmen meiner Master-Thesis Typozilla, ein Touch Typing Selbstlern-Angebot für hochbegabte Kinder gestaltet. Darüber hinaus gilt mein generelles Forschungsinteresse der Art & Design Education (s. Gestaltungsgrundlagen Forschungsprojekt „Is it Still Valid to Teach Principles of Two- and Three-dimensional Design?“).


Kunst

Solange ich mich erinnern kann, habe ich gezeichnet und fotografiert und bei Malwettbewerben diverse Preise abgeräumt. Mein erstes Bild wurde in einer Galerie ausgestellt, als ich 17 Jahre alt war. Während meinem Designstudium trat jedoch meine eigene künstlerische Tätigkeit lange Zeit in den Hintergrund. Erst seit meinem inspirierenden Aufenthalt in Neuseeland gebe ich meinen künstlerischen Interessen wieder mehr Raum. Dabei arbeite ich in unterschiedlichen Medien, z.B. Fotografie, Video, Installation, Malerei, Skulptur,....
Zwei langjährige Projekte, die mich seit dieser Zeit begleiten, sind das Couch Projekt – eine Hommage an die Angewohnheit der Neuseeländer, Polstermöbel mit nach draußen zu nehmen – und water – mit dem ich meine Liebe zum Wasser mit seinen vielen Facetten zum Ausdruck bringe.


Design

Im Rahmen meines Studiums visuelle Gestaltung an der HfG Schwäbisch Gmünd wurde mein Interesse an interaktiven Systemen geweckt. 1995 gestaltete ich im Rahmen eines Studienprojekts zusammen mit zwei Kommilitonen die erste Website der Hochschule. Ich sammelte erste Berufserfahrungen bei den damals in diesem Bereich renommiertesten deutschen Firmen Pixelpark (Berlin) und Medialab (München). Daraufhin baute ich beim European Computer Research Center (ECRC) eine Webdesign Abteilung auf. In dieser Position arbeitete ich vorwiegend mit Großkunden wie z.B. Fujitsu und Silicon Graphics zusammen. 2001 gründete ich mein eigenes Gestaltungsbüro und weitete mein Tätigkeitsspektrum auf den gesamten Brand Design Bereich aus.
In Flensburg leite ich seit 2021 das DesignLab, welches Designleistungen für Start-Ups der Hochschule anbietet.


Couch Projekt

Fotografien, Installationen
2006 - heute

Das Couch Projekt hat seinen Ursprung in Neuseeland, wo ich die Angewohnheit der Neuseeländer, Polstermöbel mit nach draußen zu nehmen fotografisch portraitierte und kulturantropologisch analysierte. Da mich die Idee, Polstermöbeln nach dem Leben drinnen noch ein Laben draussen (oder als Kunstpbjekt) zu gönnen, begeisterte, begann ich nach meiner Rückkehr nach Deutschland, selbst Couch Installationen durchzuführen.
Ein wesentlicher Aspekt dieser Installationen ist das Hinterfragen der kulturellen Abgrenzung von dem, was wir als Deutsche tun oder eben nicht tun, sowie das Ausloten des individuellen persönlichen Empfindens hinsichtlich Wertschätzung oder Geringschätzung von Gegenständen mit Gebrauchs- und Verfallsspuren. Im Rahmen dieser Installationen werden darüber hinaus temporär subversive Kommunikationsorte geschaffen, die ein neues Miteinander ermöglichen. Durch den ungewöhnlichen Wechsel der Polstermöbel von drinnen nach draussen erhalten die Standorte zudem eine optisch reizvolle, surreale Anmutung.
Einen nachhaltigen Aspekt besitzt das Projekt zudem noch. Zu viele Polstermöbel landen jeden Monat auf dem Sperrmüll, obwohl sie noch sehr gut erhalten sind. Im Rahmen des Couch Projekts sammle ich die besten Stücke der ansonsten für den Müll bestimmten Möbel und verschenke diese nach dem Event. So fanden bei meiner letzten Installation in Flensburg zwei Drittel der Polstermöbel neue Besitzer.

Zur Couch Projekt Website


water

Video-Loops, Fotografien, Installationen
2011 - heute

Die Projektreihe water umfasst verschiedene experimentelle Auseinandersetzungen mit dem Thema Wasser durch Installationen und / oder in Kombination mit Fotografie und Film. Als unendliche Inspirationsquelle dient mir das Wasser in jeglicher Form, sowie die Lichtreflexe, die sich auf der Oberfläche spiegeln. Mich fasziniert, wie die gleiche Szene – z.B. der Blick von meinem Wellingtoner Balkon auf das Meer, die Skyline und den Frachthafen – bei Nacht mannigfaltigen Wandlungen unterzogen und abhängig von Zeit, Wetter, Wellengang und Vorgängen im oder auf dem Wasser immer wieder neue Formen annimmt.
Inspieriert von Lichtreflexen auf dem sich fortwährend bewegenden Meer gestaltete ich eine Serie von Objekten, die sich mit Bewegung an sich auseinandersetzen. Das Objekt “water_130503” ist zum Beispiel ein Kubus, in dessen Inneren eine Wasserfläche eine gerade Lichtlinie reflektiert. Da der Kubus an elastischen Fäden aufgehängt ist und sich leicht bewegt, befindet sich auch die Linie kontinuierlich in Bewegung und wird von der Wasseroberfläche verzerrt wiedergespiegelt. Es entsteht eine Potenzierung der Bewegung, obwohl die Form eigentlich statisch ist. Den Betrachtern war es möglich, interaktiv einzugreifen, indem sie durch einen Guckschlitz in das Innere des Objekts sahen, dann den Kubus vorsichtig in die Hände nahmen und versuchten, ihn möglichst still zu halten. Sie konnten dann beobachten, wie die Linie auf die Bewegung der Hände reagierte.

Zur water Website

 


Gedanken

3D Projection Mapping
2022

Innerhalb dieser Installation habe ich meine Gedanken zur Schau gestellt. Inspiriert durch einen Zen Spruch, der besagt: "Du solltest jeden Tag 20 Minuten meditieren, außer wenn du zu beschäftigt bist, dann solltest du eine Stunde lang meditieren.” – nahm ich mir vor, mitten in der finalen Phase der Vorbereitungen für das von mir organisierte Lichtkunstfest täglich zweimal zu meditieren und meine während der Meditation aufkommenden Gedanken zu visualisiere. Diese projizierte ich dann auf einen über 1,50 Meter großen, 3D-gedruckten Kopf (3D Druck von Jesse Wilmot).
Basis der Projektion bilden dabei die Gedanken einer Woche, die ich in sieben unterschiedliche typografische Motion-Graphics-Clips zusammengefasst hatte. Die klaren, oberflächlichen Liniengitter stehen dabei für die rationale Seite und das Organisieren und der träumerisch anmutende Nordlichter-Himmel steht für das Eintauchen in die Tiefe meiner normalerweise unbewusst ablaufenden Gedanken.
Die Projektion selbst konnte vom 1. bis 5. November 2022 täglich nach Einbruch der Dunkelheit durch das Schaufenster der Flensburger Galerie Modul 1 betrachtet werden.


Geometry

3D Projection Mapping
2021

Der Sanierungsträger der Stadt Flensburg war an mich mit der Bitte herangetreten, für die Bürger*innen im Stadtumbau-Gebiet Hafen-Ost mittels Projektionen positive Erlebnisse zu schaffen. Aufgrund der Lage, Sichtbarkeit und Beschaffenheit habe ich die HaGe Silos für diese Mission ausgewählt und zusammen mit meinem Kollegen, Jesse Wilmot, und Student*innen in der Medieninformatik ein einstündigen Programm gestaltet.
Mein eigener gestalterischer Beitrag bestand aus einem minimalistischen, geometrischen Animations-Loop, der auf einer schachbretthaft anmutenden Unterteilung der Siloflächen basierte. Die einzelnen Flächen variierten zwischen konvex und konkav und drehten sich dabei um die eigene Achse.
Eine besondere, technische Herausforderung stellten bei dieser Projektion die runden Fassaden-Flächen der Silos dar und zudem der ungewöhnliche Blickwinkel, denn die ideale Zuschauerperspektive befand sich aus Platz-Gründen nicht vor dem Gebäude, sondern schräg links davon. Dadurch mussten mehrere Render-Vorgänge durchlaufen werden, um eine 3-dimensionale, perspektivisch korrekte Wirkung zu erhalten.

 


Die Prinzessin verweilt im Salon

Illumination
2022

Wie sieht Flensburgs Kulturdenkmal, die Alexandra, aus, wenn sich eine junge Prinzessin im Salon aufhält und ein Fest feiert? Dieser Frage ging ich mit dieser Illumination nach. Die Namensgeberin des Salondampfers, Prinzessin Alexandra Viktoria zu Schleswig-Holstein, war selbst Künstlerin, der ein eigenständiges und unkonventionelles Leben nachgesagt wird. Unkonventionell und feminin sollte deshalb auch die Anmutung des Dampfers werden. Statt der ansonsten z.B. bei touristischen Führungen im Vordergrund stehenden Technik im Maschinenraum betonte ich stattdessen mit pinkem Licht die eleganten Linien des Dampfers und die regelmässige Anordnung der Fenster, die sich wie an einer Perlenkette aneinander reihen. Wenn der Dampfer unter Tage befeuert wird, liegen regelmäßig dicke, schwarze Rußwolken über dem Hafen. Dieses Phänomen aufgreifend, erzeugte ich violette Nebelschwaden, die die Alexandra jedoch diesmal geheimnisvoll umhüllten und sich elegant wie der Hauch eines Parfums im Nachthimmel auflösten. Da der farbige Lichterglanz zudem vom Wasser der Flensburger Förde reflektiert wurde, entstand der Eindruck, die Prinzession spiegelte sich bewusst, um ihr imposantes Antlitz zu bewundern.


Klassische Figuren

Skulptur, Illumination
2022

Die Flensburger Petuh-Tante Frau Christiansen (Hilke Rudolph) und ihr Kollege Herr Johannsen (Rolf Peter Petersen), bekannt vom Neujahrsempfang der Stadt Flensburg und Petuh-Aufführungen, standen mir für diese Installation Modell. Die beiden stellen Figuren dar, wie man sie von damals auf den Dampfern und aus Kabaretts kannte.
Ich positionierte die beiden aus Kaninchengitter-Draht gefertigten, lebensgroßen Figuren direkt auf dem Steg des Flensburger Vereins klassischer Yachten inmitten klassischer Yachten vor der Kulisse der Hafenspitze. Durch das durch die Skulptur Durchscheinen der Lichter vom gegenüberliegenden Ufer entstand eine surreal anmutende, Hologramm-ähnliche Anmutung.
Zum Hintergrund der Petuh-Tanten: Schon seit 1900 sah man die klatschsüchtigen Damen mit der schunzigen Sprache gerne auf der Bühne. Übrigens sprachen auch die feinen Damen auf den Segelschiffen Petuh. Petuh ist eine Verballhornung des Wortes "Partout" und kommt daher, dass die Damen und Herren eine Dauerkarte für die Dampfschiffe hatten. Aus Partout wurde dann mit der Zeit Petuh.

 


Malerei

Alles was glänzt
2022 - heute

„Alles was glänzt“ ist eine Serie von Malereien, mittels derer ich mit meiner lange Zeit gehegten Abneigung allem Bunten gegenüber und vor allem gegen Goldtöne ein Ende bereitete. Die obige Abbildung nannte ich märchenhaft „Goldregen“. Es war das erste Werk in der Serie und entstand unmittelbar nach einem Kurs im „intuitiven Malen“, den ich bei meiner Kindheitsfreundin, Künstlerin und Visionärin Manuela Seibel gebucht hatte. Im Laufe des Kurses hatte sich bei mir eine Blockade gelöst. Während meine in der Regel sehr angewandte Farbwahl als Designerin eher rational geprägt ist, überkam mich plötzlich die Lust am Bunten. Ich wollte das Wesen aller Farben, die mir zur Verfügung standen, entdecken und verwendete sie alle auf einmal. Danach begann ich, auch alles was glänzt in meinem Leben Willkommen zu heißen. Ich bin seit dieem Zeitpunkt (wieder) in der Lage, meiner Intuition zu vertrauen und auch zuzulassen, dass Bilder entstehen, die ich mich vorher nicht zu zeigen getraut hätte.


Stop-Motion

Der letzte Auftritt der weissen Maeuse in Wellington
2012

Weiße Zuckermäuse gab es bis zu meinem Abreisedatum nicht in Neuseeland zu kaufen. Da ich für besondere Anlässe, wie z.B. Kindergeburtstage immer gerne einen Mäusekuchen gebacken hatte, musste ich mir diese Zuckermäuse immer von meinen deutschen Verwandten schicken lassen. Auch bei unserer Abschiedsfeier durfte natürlich ein Mäusekuchen nicht fehlen. Der Mäusekuchen ist übrigens ein Blechkuchen mit einer Zitronenkuchenteig-Basis, aus der mit einem Apfelentkerner Löcher ausgestochen werden. Danach wird die Oberfläche gelb glasiert, so dass der Eindruck eines Käsestücks entsteht. Auf diesem werden dann die weißen Zuckermäuse beliebig verteilt. Während ich am Überlegen war, wie ich die Zuckermäuse anordnen soll, kam mir die Idee, einen Stop-Motion Film mit ihnen zu drehen.

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